Sonntag, 20. Juli 2014

LESERBRIEF ZUM LEITKOMMENTAR "DREI BRANDHERDE " IN DER SIEGENER ZEITUNG VOM 19.07.2014 Seite1 und Seite 2



LESERBRIEF ZUM LEITKOMMENTAR "DREI BRANDHERDE " IN DER SIEGENER ZEITUNG VOM 19.07.2014 Seite1 und Seite 2

In dem Leitkommentar "Drei Brandherde" versucht Herr Winterhager einen Zusammenhang zwischen dem Abschuss der malaysischen Boing 707, dem Treiben der islamistischen ISIS und der Bodenoffensive Israels herbei zu schreiben.

Er spekuliert dabei auch über die Gründe  für den  Zeitpunktes der Bodenoffensive Israels, insofern dass der israelische Regierungschef Netanjahu "möglicherweise"  den Zeitpunkt für "günstig" befunden habe,  weil man im "medialen Windschatten der Osteuropäer ungenierter agieren könne".
Nicht erwähnt er die Ablehnung eines Waffenstillstands seitens der Hamas, die  daraufhin massiv von der ägyptische Regierung, dem deutschen Auswärtige Amt und unserer Bundeskanzlerin kritisiert wurde. 

Israel hatte schon Tage vor dem Abschuss der Boing  sein  weiteres militärisches Vorgehen öffentlich allein von der Entscheidung der Hamas abhängig gemacht.
Aber was zählen schon Fakten, wenn man frei spekulieren kann?

Für Netanjahu – so Winterhager weiter -  sei es auch „kein Thema gewesen“, dass (mit der Bodenoffensive)  " die Chancen einer Befriedung des europäischen Konflikts berührt sein könnten" - sprich:  Netanjahu will nicht nur keinen Frieden in Nahost, sondern gefährdet zusätzlich den in Europa!

Damit nicht genug, bezeichnet er  die  von der EU als  Terrororganisation eingestufte Hamas  verniedlichend als  "ratlose (!!)  Führung ,  deren antisemitische Agenda dabei völlig außen vor lassend.
Anstelle dessen erklärt er, dass  alle israelischen Regierungen nach Rabin, also seit 1995,  keinen guten "Eindruck"  auf ihn machen, besonders was deren Glaubwürdigkeit in Sachen „Siedlungen“ anbelangt. 
Für diesen ominösen "Eindruck"  liefert  Winterhager aber keine Begründungen oder  Belege?
Gerade  Fakten würden aber eine differenziertere Sichtweise ermöglichen:
So geht etwa  das  (später von  Arafat abgelehnte)  Angebot  Ehud Baraks  aus dem Jahr 2000 weit über das hinaus, was einem Herrn Rabin (1993- 1995) vorschwebte.

Es war auch nicht Rabin, sondern Ariel Scharon, der in punkto Siedlungen Fakten schuf, indem er 2005 alle Juden aus dem  Gazastreifen  evakuieren ließ und schon ähnliches mit Siedlungen in der Westbank plante.

Doch  das  interessiert Herrn Winterhager ebenso wenig wie die Tatsache,  dass KEINE israelische  Regierung (auch nicht unter Rabin)  je einem  wirklichen "Siedlungs-Stopp" in der Westbank zustimmte. Allerdings gibt es doch  eine einzige  Ausnahme: das sog. neunmonatige Memorandum. Dies fiel ausgerechnet in die Regierungszeit Netanjahus.  
Herr Winterhager hingegen malt ein simples Schwarz-weiß- Bild, das nicht einmal Grautöne zulässt:
Hier eine  irgendwie "ratlose" Hamas, dort  ein berechnender,  völlig unglaubwürdiger und unnachgiebiger jüdischer Regierungschef.

Solche Vereinfachungen bedienen aber nicht allein  ohnehin immer schon vorhandene Ressentiments, sondern sind  auch Wasser auf die Mühlen derjenigen, die  in diesen Tagen, von  ähnlichem Halbwissen aufgepeitscht,  ganz offen auf  deutschen Straßen antisemitische Hassparolen übelster Machart skandieren.
Diesen  wichtigen und nicht erst künstlich zu konstruierenden  Zusammenhang scheint der erfahrene Zeitungsmann Winterhager  leider völlig  zu übersehen.